Die Anzahl derjenigen Bankkunden, die nahezu ausschließlich im Internet aktiv sind, wächst weiter an. Nur noch zu besonderen Anlässen wird die Geschäftsstelle eines Kreditinstitutes aufgesucht, beispielsweise unter der Voraussetzung, dass es um eine Immobilienfinanzierung geht oder ein ausführliches Anlagegespräch stattfinden soll. Bei Letzterem sollten Kunden verstärkt darauf achten, dass sie zum Beispiel Anlagevorschläge kritisch hinterfragen und sich nicht blind auf die Aussagen des jeweiligen Bankmitarbeiters verlassen. Worauf Sie im Rahmen einer Beratung durch die Bank achten sollten, das erfahren Sie in unserem Beitrag.
Zahlreiche Geldanlagen bereits online nutzbar
Mittlerweile haben neben den Direktbanken auch viele Filialbanken ihr Angebot im Internet deutlich ausgeweitet. Inzwischen lassen sich online nicht nur Girokonten eröffnen oder Kredite aufnehmen, sondern darüber hinaus nimmt insbesondere der Bereich Geldanlage und Vermögensaufbau einen immer höheren Stellenwert ein. Zahlreiche Anlageprodukte können Sie mittlerweile online abschließen, wie zum Beispiel ein Tages- oder Festgeldkonto, das Eröffnen eines Wertpapierdepots mit dem verbundenen Aktienhandel oder die Anlage eines Fondssparplans.
Geldanlagen online aufzunehmen ist immer dann sinnvoll, wenn Sie schon genau wissen, welches Anlageprodukte Sie gerne haben möchten. Es gibt allerdings auch viele Fälle, in denen Kunden sich noch keine abschließende Meinung dazu gebildet haben, in welcher Form von Geldanlage sie ihr Kapital keine investieren möchten. Dass die Auswahl nicht einfach ist, zeigt ein kurzer Ausschnitt von Anlageformen, die momentan am Markt verfügbar sind:
- Tages- und Festgeldkonto
- Spareinlagen
- Sparbriefe
- Geldmarktpapiere
- Anleihen
- Aktien
- Fonds
- Zertifikate
- Derivate
- Sachwerte
- Beteiligungen
In der entsprechenden Kategorie gibt es noch einmal eine sehr große Auswahl, beispielsweise zwischen mehreren Tausend Anleihen, Fonds und Aktien. Da viele Anleger nicht wissen können, welches Finanzprodukt für sie die beste Alternative ist, wird spätestens in dem Fall eine kompetente Finanzberatung notwendig.
Vor dem Beratungstermin: Selbst Informationen einholen
Kommen wir nun auf die Punkte, auf die Sie bei einem Gespräch mit dem Bankmitarbeiter achten sollten. Empfehlenswert ist, dass Sie schon vor der eigentlichen Beratung selbst tätig werden. Dazu gehört, dass Sie relevante Informationen zu mehreren Anlageformen sammeln, die für Sie infrage kommen und dementsprechend passen könnten. Eine sehr gute Informationsquelle sind Webseiten im Internet, die sich mit dem Thema Geldanlage und Finanzen im Allgemeinen beschäftigen. Dort erfahren Sie zum Beispiel, welche Anlageformen sehr sicher sind und bei welchen Bankprodukten Sie eine gute Rendite erzielen können. Zumindest einige Eckdaten der entsprechenden Anlageformen sollten Sie herausfinden, wie zum Beispiel:
- Risiko
- Rendite
- Kosten
- Kapitalbindung
- Flexibilität
Auf diese Weise können Sie durchaus bereits einige Anlageformen aussortieren, die dann auch ein Beratungsgespräch mit der Bank keine weitere Erwähnung finden müssen.
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Das Beratungsgespräch mit der Bank: Stellt der Mitarbeiter viele Fragen?
Nun geht es in das eigentliche Beratungsgespräch, das nach einer Terminvereinbarung in der Geschäftsstelle des Kreditinstitutes stattfindet. Normalerweise wird der Bankmitarbeiter Sie zunächst begrüßen und etwas Smalltalk halten, bevor es um die eigentliche Beratung geht. Wenn Sie im ersten Schritt bereits eine Qualität der Bankberatung beurteilen möchten, sollten Sie darauf achten, dass der Mitarbeiter Ihnen möglichst viele Fragen stellt. Es sollte nämlich im ersten Schritt darum gehen, Ihren persönlichen Bedarf herauszufinden. Dazu gehört auch, dass der Bankberater feststellt, welche Anlegertyp Sie sind. Hilfreich sind in dem Zusammenhang zum Beispiel die folgenden Fragen, die so oder ähnlich gestellt werden sollten:
- Wie sicher möchten Sie Ihr Geld anlegen?
- Wie wichtig ist Ihnen eine hohe Rendite?
- Wie lange können Sie Ihr Kapital entbehren?
- Was sind Ihre Anlageziele?
- Wie flexibel sollte die Geldanlage sein?
- Welchen Betrag möchten Sie gerne anlegen?
- Favorisieren Sie bestimmte Anlageformen?
- Soll auch ein Vermögensaufbau stattfinden?
Anhand dieser Fragen mit den jeweiligen Antworten können gut Bankberater bereits einige Anlageprodukte ausschließen. Haben Sie zum Beispiel auf die Frage, welche Rendite Sie erwarten, geantwortet, dass Sie sich einen Mindestertrag von jährlich vier Prozent vorstellen, fallen bereits mehrere Anlageformen weg, wie zum Beispiel Tages- und Festgeld, sichere Anleihen, Geldmarktpapiere und Spareinlagen.
Anlagevorschlag des Beraters kritisch prüfen
Anhand der Antworten wird Ihnen der Bankberater vermutlich einige Anlagevorschläge unterbreiten, die zu Ihren Zielen und Ihrem Anlegertyp passen sollten. Exakt das sollten Sie nun kritisch hinterfragen. Dabei können Ihnen die Informationen helfen, die Sie bereits vor dem Bankgespräch zu verschiedenen Anlageformen gesammelt haben. Ist zum Beispiel Flexibilität und schnelle Verfügbarkeit Ihres angelegten Kapitals wichtig, dürfte Ihnen der Bankberater unter anderem keine Sparbriefe empfehlen. Diese haben nämlich für gewöhnlich eine Mindestlaufzeit von vier Jahren und Sie kämen auch nicht vorzeitig an Ihr Kapital. Legen Sie hingegen großen Wert auf eine hohe Sicherheit, würden Anlagevorschläge wie Aktien, Fonds oder auch Sachwerte nicht besonders gut passen.
Anlageprodukt sollte vollständig verstanden werden
Davon ausgehend, dass der Anlagevorschlag des Bankberaters passt, sollten Sie das entsprechende Produkt dennoch vollständig verstehen. Wissen Sie zum Beispiel, welches Risiko besteht und wie hoch dieses ist? Hat der Bankberater Sie auch über eventuelle Kosten informiert? Wurde darüber gesprochen, für welchen Zeitraum Sie Ihr Kapital binden und ob es bestimmte Kündigungsfristen zu beachten gibt, die Sie einhalten müssen? Sollten noch Unklarheiten bestehen, ist es auf jeden Fall ratsam, dass Sie weitere Fragen zum Anlagevorschlag stellen.
Beratungen schneiden oft nicht gut ab
In der Vergangenheit haben mehrere Untersuchungen gezeigt, unter anderem der Stiftung Warentest, dass die Bankberatung in nicht wenigen Fällen nicht besonders gut abschneidet. Häufiger stellt der Bankmitarbeiter einige sehr wichtige Fragen nicht und kann dementsprechend auch nicht wirklich gut abschätzen, welche Anlageform zu den entsprechenden Bedürfnissen und Anlagezielen des jeweiligen Kunden passt. Dabei ist die Bankberatung im Jahre 2022 sicherlich noch anspruchsvoller geworden, da es zum einen immer mehr Anlageprodukte gibt und diese zum anderen in Teilen komplexer werden.