Inflation kurz erklärt
In den letzten Monaten war immer wieder die Rede von einer ansteigenden Inflationsrate. Viele Verbraucher merkten das nicht nur bei den Energiepreisen, sondern direkt auch beim Einkauf täglicher Waren. Doch was bedeutet Inflation eigentlich, wie entsteht sie und welche Auswirkungen kann sie haben? Genau diese Punkte wollen wir einmal kurz in den Fokus rücken und näher erklären.
Als kurze Einleitung lässt sich sagen, dass Inflation dann herrscht, wenn die Preise für Dienstleistungen und Waren weiter und vor allem langfristig ansteigen. Im Einkaufskorb liegen dann weniger Waren für das gleiche Geld.
Inflation und die Auswirkungen
Das Gegenteil von Inflation nennt sich Deflation. Diese tritt dann ein, wenn die Preise für Waren und Dienstleistungen langfristig sinken. Der Begriff Inflation geht auf das lateinische Wort „inflatio“ zurück und ließe sich im Deutschen am einfachsten als „Aufblähen“ übersetzen. Die Inflation ist im Grunde ein Messer dafür, wie schnell Produkte und Dienstleistungen teurer werden.
Aktuell bewegt sich die Inflation (März 23) im Bereich von 4,5 Prozent und ist damit so hoch, wie fast seit 30 Jahren nicht mehr. Um die Auswirkungen der Inflation auf Verbraucher zu zeigen, reicht ein kleines Rechenbeispiel. Nehmen wir an, die Inflation würde die nächsten Jahre weiter auf diesem Niveau verbleiben, wäre unser Geld in knapp 16 Jahren nur noch die Hälfte wert, auch wenn der Wert auf dem Papier (also die Zahlen) gleich bleiben, im Supermarkt müssten aber die doppelten Preise bezahlt werden. Die Europäische Zentralbank versucht regelmäßig einzugreifen und die Inflationsrate auf zwei Prozent (Zielmarke) zu begrenzen.
Übersicht Inflation EU 2023:
IM Ersten Weltkrieg erlebte Deutschland einen enormen Anstieg der Inflation, was auch dazu führte, dass immer mehr Finanzierungsschwierigkeiten auftraten und damit auch ein leidvoller Kreislauf. Die Reichsbank druckte immer mehr Geld, wodurch die im Umlauf befindliche Geldmenge anstieg, was wiederrum den Wert des Geldes sinken ließ, und die Inflation noch einmal anheizte. Das führte 1923 zu einer extremen Geldentwertung, die in einer Hyperinflation endete. Nur durch die Einführung einer Übergangswährung (Rentenmark), konnte damals die Hyperinflation gestoppt werden.
Rückblick:
Im Mai 1923 kostete ein Kilo Brot in Deutschland bereits 474 Mark. Nur zwei Monate, bedingt durch die Hyperinflation, betrug der Preis bereits 2200 Mark. Einige Monate später, im Oktober, waren es sogar 14 Millionen Mark. Ende November dann 5,6 Milliarden Mark.
Inflation in Deutschland in den letzten 10 Jahren
Jahr | Inflationsrate in Prozent |
2011 | 2,1 |
2012 | 2,2 |
2013 | 1,4 |
2014 | 1,0 |
2015 | 0,5 |
2016 | 0,5 |
2017 | 1,5 |
2018 | 1,8 |
2019 | 1,4 |
2020 | 0,5 |
2021 | 1,3 |
Die Ursachen
Die Ursachen einer Inflation können vielfältig sein. So gibt es zum Beispiel eine Angebotsinflation, bei denen die Rohstoffpreise sowie Lohnnebenkosten ansteigen. Das führt zu höheren Herstellungskosten, wodurch die Kaufkraft bei den Verbrauchern deutlich sinkt. Dabei werden gleichzeitig höhere Investitionen zurückgestellt, was die Inflationsrate noch einmal anfachen kann.
- Angebotsinflation
- Nachfrageinflation
- Importierte Inflation
Eine andere Möglichkeit ist die Nachfrageinflation. Wenn die Nachfrage das Angebot an Waren/Dienstleistung überschreitet und gleichzeitig eine Vollbeschäftigung herrscht (Unternehmen also die Produktion kaum steigern können), steigen ebenfalls die Preise. Bekannt ist die Nachfrageinflation vor allem in Hochkonjunkturphasen.
Wie schnell kann es gehen:
- Schleichende Inflation: Nur geringe Preissteigerung.
- Trabende Inflation: Mittlere Preissteigerung.
- Galoppierende Inflation: Starke Preissteigerung.
- Hyperinflation: Extrem hohe Preissteigerung.
Es gibt aber auch die sogenannte importierte Inflation. Dabei steigen vor allen die Preise für importierte Rohstoffe an. Wir erlebten dieses bereits 1973 in der Ölkrise und nun auch aktuell bei den Gasimporten. Damals, 1973, vervierfachte sich der Preis -weltweit- für Rohöl.
Deflation als Gegenteil
Das Gegenteil einer Inflation, wird als Deflation bezeichnet. Der Geldwerkt steigt langfristig an, was aber ebenfalls große Nachteile mit sich bringen kann. Für die Wirtschaft bedeutet das, dass die Preise für Waren und Dienstleistungen sinken und sie dabei mit bestimmten Instrumenten reagieren müssen.
Mögliche Reaktionen:
- Entlassungen
- Senkungen von Löhnen/Gehältern
- Weniger Gewinn
- Runterfahren der Produktion
Auch Verbraucher reagieren auf eine Deflation oft irrational. Sie reduzieren ihren Konsum, häufig mit dem Gedanken, dass der Preis noch weiter sinken wird. Die Banken reduzieren die Vergabe von Krediten und der Wert der Schulden steigt langfristig an.
Kann man Inflation messen
Ja, das geschieht weltweit durch den sogenannten Verbraucherpreisindex. Dabei wird der Inhalt eines imaginären Warenkorbs herangezogen, um das Preisniveau messen zu können. Das erfolgt in Deutschland durch das Statistische Bundesamt. Der Warenkorb kann in jedem Land anders aussehen und gibt allerdings nur eine schwammige Inflationsrate wieder. In Deutschland fließen Kosten für Kleidung, Lebensmittel, Gebrauchsgüter, Mieten und Versicherungen ebenfalls mit ein. Die Inflationsrate wird dann über die Veränderung des Verbraucherpreisindexes berechnet. Die Inflationsrate wird umgangssprachlich auch als Teuerungsrate bezeichnet. Je nach Inflationsrate, verringert oder erhöht die Notenbank, die im Umlauf befindliche Geldmenge.
Wie sichere ich mich ab?
Grundsätzlich hilft gegen Inflation nur eine breit gestreute Geldanlage. Darunter fallen Aktienfonds, sowie Gold und andere Edelmetalle (ca. 10 Prozent vom Portfolio), aber auch Immobilien (Betongeld). Generell gelten Sachwerte als gutes Mittel gegen eine steigende Inflation. Allerdings auch immer nur dann, wenn die anderen Geldanlagen bereits gut aufgestellt sind.
Im Blick der Aktienfonds sind immer internationale Aktien, die praktisch in solchen Zeiten als alternativlos gelten. Kurzfristige Anlagehorizonte sollten dabei vermieden werden. Wer langfristig in internationale Aktienfonds investiert, erzielt eine Rendite um die 4 – 5 Prozent per Anno.
Kryptowährungen als Alternative
Häufig wird auf Kryptowährungen (Bitcoin, Litecoin, Ripple, Ethereum …) verwiesen. So gilt der Bitcoin manchmal als sicherer Hafen in Krisenzeiten. Die Realität zeigt aber meistens das Gegenteil. Kryptowährungen sind immer als spekulative Anlage mit Möglichkeit auf einen Totalausfall zu bewerten. Sie bieten aber Schutz, sollte die Inflation zu einer Hyperinflation ansteigen und der Staat Devisenausfuhrsperren einführen.
Inflation FAQ
Anbei einige spannende und wissenswerte Details zur Inflation in Kurzform.
Wie entsteht Inflation?
Wenn die Löhne und Gehälter langsamer ansteigen, als das Preisniveau bei Gütern und Dienstleistungen, nimmt die Kaufkraft automatisch ab und die Inflation steigt.
Was passiert beim Ansteigen der Inflation?
Dabei kommt es zu unterschiedlichen Auswirkungen, die in der Wirtschaft und natürlich direkt beim Verbraucher spürbar sind. Zu einem kann für das gleiche Geld weniger gekauft werden. Die Kaufkraft sinkt und damit der Wert des Gelds. Gleichzeitig ist die Investitionsbereitschaft von Unternehmen bei hoher Inflation deutlich zurückhaltender.
Welche Länder sind für hohe Inflationsraten bekannt?
Auch wenn in Deutschland aktuell über eine hohe Inflation gestöhnt wird, sind andere EU-Länder die Rekordhalter. Ganz oben steht die Türkei (57%), gefolgt von Ungarn (26%) und Tschechien mit 19%.
Welches Land trägt den Rekord bei Inflation?
Das ist Ungarn. Das Land erreichte zwischen 1945 und 1946 eine tägliche Inflationsrate von über 207 Prozent.
Gibt es Vorteile bei einer Inflation?
Ja und Nein. Schuldner können beispielsweise profitieren, denn mit der Geldentwertung kann auch der Wert von Forderungen sinken, was den Gläubigern schadet. Der Staat profitiert aber am Meisten, denn wenn die Inflationsrate höher ist als der Zins (zu dem sich der Staat Geld geliehen hat), schmelzen die staatlichen Schulden dahin. Somit sind praktisch alle Kreditnehmer Profiteure.
Anlagemöglichkeiten bei einer hohen Inflation?
Grundsätzlich werden Aktienfonds als Ausweichmöglichkeit empfohlen: Es empfiehlt sich aber eine breite Streuung auf weltweite Aktienfonds, um die Renditechancen zu verbessern. Wichtig ist allerdings ein langfristiger Anlagehorizont (10 Jahren und mehr).
Wie verhält sich die Inflation bei Immobilien?
Wer ein Haus finanziert hat, kann von der Inflation profitieren. Der Nennwert der Schulden bleibt zwar, der Wert dieser sinkt aber durch die Geldentwertung. In der Regel steigt gleichzeitig der Wert der Immobilie.
Wann kann eine Inflation enden?
Das hängt von vielen Details ab und lässt sich nur schwer vorhersagen. Die Zentralbanken versuchen mit ihren Instrumenten einzugreifen, damit die Inflation mittelfristig wieder zurückgeht und sie auf einen Wert von um 2 Prozent zu drücken.