Seit einigen Monaten zeigt sich an den Kapitalmärkten eine echte Zinswende. Die Bauzinsen zum Beispiel haben bereits ab dem 2. Halbjahr 2022 deutlich angezogen. Jetzt ist zu erkennen, dass immer mehr Banken auch im Anlagebereich nachziehen und ihren Kunden wieder höhere Zinsen offerieren. Daher stellt sich für Anleger die Frage, ob die steigenden Zinsen am Kapitalmarkt dazu führen, dass auch Tages- und Festgelder wieder interessant sein könnten.
Tagesgeld und Festgeld als äußerst sichere Anlageformen
Die meisten Anleger entscheiden sich deshalb für ein Tages- oder Festgeldkonto, weil sie ihr Geld möglichst risikofrei anlegen möchten. Tatsächlich zählen sowohl Tagesgelder als auch Festgeldkonten zu den sichersten Geldanlagen überhaupt, insbesondere dann, wenn die kontoführende Bank innerhalb der EU ansässig ist. Es sind nämlich lediglich die folgenden Anlageformen, die unter die gesetzliche Einlagensicherung fallen:
- Spareinlagen
- Girokonto
- Tagesgeldkonto
- Festgeldkonto
- Sparbrief (teilweise)
Sollte die kontoführende Bank also insolvent werden, würden Ihnen Ihre Guthaben auf dem Tages- oder Festgeldkonto innerhalb kurzer Zeit erstattet, zumindest – innerhalb der EU – das gesamte Guthaben bis 100.000 Euro. Bei deutschen Kreditinstituten kommt häufig noch eine zusätzliche Einlagensicherung hinzu, die oft mehrere Millionen Euro pro Kunde beträgt.
Fest- und Tagesgeldkonten sind aber nicht nur wegen der Einlagensicherung und des damit abgesicherten Emittentenrisikos eine äußerst sichere Anlageform. Darüber hinaus wissen Sie – zumindest beim Festgeld – stets, welchen Ertrag Sie erzielen und dass dieser garantiert ist. Ein Kursrisiko gibt es wieder beim Tages- noch beim Festgeld. Eventuelle Währungsrisiken existieren nur dann, wenn Sie sich für ein Anlagekonto entscheiden, welches in einer fremden Währung geführt wird. Die hohe Sicherheit ist also definitiv der große Vorteil, den Tages- und Festgeldanlagen in der Praxis haben.
Wie sieht es mit den Zinsen aus?
In den letzten Jahren waren es vorrangig die Zinsen, die sowohl bei Tages- als auch Festgeldern als großer Nachteil angesehen wurden. Manche Banken zahlten zum Teil gar keinen Zinssatz mehr auf den Anlagekonten. Teilweise gab es sogar Minuszinsen, sodass bei Tagesgeldkonten mit besonders hohem Guthaben der entsprechende Anleger eine Art Strafzins zahlen musste. Diese Zeiten sind zumindest Anfang 2023 glücklicherweise seit einigen Monate vorbei.
Inzwischen gibt es bereits einige Tagesgeldangebote, bei denen die Banken – zumindest für Neukunden – teilweise einen Zins von 1,5 oder sogar bis zu 2,0 Prozent zahlen. Ähnlich sieht die Entwicklung auf den Festgeldkonten aus, denn dort erhalten Sie zum Beispiel bei längeren Laufzeiten teilweise bereits wieder zwei Prozent und mehr. Das gilt übrigens auch für Kreditinstitute innerhalb der EU, also nicht etwa nur für Banken mit einem höheren Risiko.
Tagesgeld vs. Festgeld – wofür entscheide ich mich?
Vielleicht sind für Sie Anlagen auf einem Tages- oder Festgeldkonto bereits jetzt aufgrund der durchaus deutlich gestiegenen Zinsen wieder attraktiv? Dann stellt sich vielleicht die Frage, für welche Art von Konto Sie sich im Bereich der Einlagensicherung generell entscheiden sollten, insbesondere:
- Sparkonto
- Tagesgeldkonto
- Festgeldkonto
Das Sparkonto ist meistens die schlechtere Wahl, weil die Zinsen dort für gewöhnlich doch noch etwas niedriger als auf dem Tages- oder Festgeldkonto sind. Zudem ist das Sparkonto in gewisser Weise relativ unflexibel, da etwas größere Guthaben, die verfügt werden sollen, gekündigt werden müssen. Ansonsten werden von dem entsprechenden Bankinstitut nämlich Vorschusszinsen in Rechnung gestellt.
Dieses Problem haben Sie beim Tagesgeldkonto nicht, denn dort können Sie – wie der Name schon sagt – täglich über das gesamte Guthaben verfügen, ohne zuvor eine Kündigung vorgenommen zu haben. Ohnehin ist das Tagesgeldkonto sicherlich die flexibelste der drei aufgeführten Lösungen und deswegen ideal zum vorübergehenden Parken von Geldern geeignet. Ein kleiner Wermutstropfen ist lediglich, dass sich der Zinssatz auf dem Tagesgeldkonto jederzeit ändern kann.
Wenn Sie auf hohe Zinssicherheit Wert legen, dann wäre das Festgeldkonto die beste Alternative. Hier vereinbaren Sie mit der Bank bei Eröffnung des Festgeldkontos einen Zinssatz, der dann auch für die gesamte Laufzeit gilt. Im Gegensatz zum Tagesgeldkonto können Sie Ihre Guthaben auf dem Festgeldkonto allerdings nicht stets verfügen, sondern erst nach Ende der Laufzeit. Sie sollten sich daher sehr gut überlegen, für welchen Zeitraum Sie Ihr Kapital überhaupt entbehren können, denn vorzeitige Verfügungen muss die Bank nicht zulassen. Die am häufigsten genutzten Laufzeiten beim Festgeld sind:
- 1 Monat
- 6 Monate
- 12 Monate
- 36 Monate
In der aktuellen Situation sollten Sie sich allerdings nicht für längere Laufzeiten entscheiden, denn es ist durchaus nicht unwahrscheinlich, dass die Zinsen weiter steigen werden. Wenn Sie sich dann allerdings beispielsweise vier Jahre an einen Zins von zum Beispiel 2,5 Prozent binden, wäre es natürlich ärgerlich, wenn Sie zum in einem Jahr bei gleicher Laufzeit eine Verzinsung von 3,5 Prozent erhalten würden. Interessant ist das Festgeld daher vor allem bei den etwas kürzeren Laufzeiten, zum Beispiel zwischen drei und zwölf Monaten.
Gibt es bei Tages- und Festgeldern eine Mindestanlagesumme?
Tatsächlich ist es in erster Linie beim Festgeld so, dass die meisten Banken hier eine Mindesteinlage fordern. Diese bewegt sich je nach Kreditinstitut meistens im Bereich zwischen 5.000 und 10.000 Euro. Einen maximalen Anlagebetrag gibt es mittlerweile aufgrund der Zinswende nur noch relativ selten. Beim Tagesgeldkonto fordern viele Kreditinstitute hingegen keine Mindestanlagesumme. Dafür existiert allerdings häufiger ein maximaler Anlagebetrag, der sich jedoch für gewöhnlich auf mindestens 100.000 bis 500.000 Euro beläuft.
Für welche Anleger sind Tages- und Festgeld nicht geeignet?
Aufgrund der steigenden Zinsen sind wieder deutlich mehr Anleger als noch vor einem Jahr an einem Tages- oder Festgeldkonto interessiert. Trotzdem bedeutet das natürlich nicht, dass diese Anlagekonten jetzt für alle Anleger geeignet wären. Passend sind Tagesgelder sowie Termineinlagen (Festgelder) insbesondere für sehr sicherheitsorientierte Kunden, die größere Summen vorübergehend sicher deponieren möchten. Nur wenig bis gar nicht geeignet sind sowohl Tages- als auch Festgeldkonten hingegen für Anleger, denen ein möglichst guter Ertrag wichtig ist.
Die Chance auf gute Renditen kann auch auf Kosten eines erhöhten Risikos vorhanden sein. Wenn Sie also aktuell beispielsweise pro Jahr eine Mindestrendite von fünf Prozent erzielen möchten, dann sind Tages- und Festgeldkonten (noch) nicht geeignet. Es sei denn, Sie entscheiden sich für ein Tages- oder Festgeld bei einer ausländischen Bank, die solche Zinsen zahlt. Dann ist allerdings auch das Risiko deutlich erhöht, weil es vermutlich kein Kreditinstitut sein wird, bei dem die EU-Einlagensicherung greift. Statt Tages- oder Festgeld kommen für Sie als Anleger dann insbesondere die folgenden Anlagealternativen infrage:
- Investmentfonds
- ETFs
- Aktien
- Anleihen
Grundsätzlich hängt es immer von Ihrem persönlichen Risikoprofil ab, welche Anlageformen die beste Wahl sind. Oft ist es eine gute Entscheidung, einen sogenannten Anlagemix vorzunehmen, also eine Diversifizierung. Ihr Portfolio könnte sich dann zum Beispiel in Teilen aus einem Festgeld, Fonds und Aktien zusammensetzen.