Das gesetzliche Rentenalter beträgt in Deutschland bekanntlich 67 Jahre. Über 20 Prozent aller Arbeitnehmer schaffen es allerdings nicht, aus gesundheitlichen Gründen das Renteneintrittsalter zu erreichen. Auf der anderen Seite gibt es eine Reihe von Menschen, die freiwillig nicht bis zum 67. Lebensjahr arbeiten möchten, sondern beispielsweise schon zehn Jahre früher in Rente gehen wollen. Dann allerdings müssen mindestens diese zehn Jahre vollständig aus eigenen Mitteln finanziert werden. Aber ist das überhaupt möglich, so gezielt Vermögen aufzubauen, dass man zum Beispiel bereits mit 57 Jahren den Ruhestand antreten kann?
Gesetzliche Rente als tragende Säule der Altersvorsorge
Nach wie vor ist die gesetzliche Rente in Deutschland die mit Abstand tragende Säule der Altersvorsorge. Hinzu kommen oft noch kleinere Betriebsrenten und vor allem sollten Bürger hierzulande möglichst früh damit beginnen, eine private Altersvorsorge aufzubauen. Wer vorzeitig in den Ruhestand eintreten möchte, der schafft dies ohnehin meistens ausschließlich unter der Voraussetzung, dass ein ausreichender Vermögensaufbau in der Vergangenheit getätigt wurde. Welchen monatlichen Betrag Sie ungefähr aufbringen müssen, wenn Sie tatsächlich schon mit 57 Jahren in die Rente eintreten wollen, gehen wir in unserem Beitrag nach.
Wie hoch soll das monatliche Einkommen sein?
Als Erstes müssen Sie für sich persönlich festlegen, mit welchem monatlichen Betrag Sie ab dem 57. Lebensjahr auskommen möchten. Bis zum Erreichen des Rentenalters müssen Sie diesen Betrag voll aus Eigenmitteln finanzieren, denn erst danach erreichen Sie mit 67 Jahren das Regelrenteneintrittsalter. Damit wir später eine Kalkulation vornehmen möchten, gehen wir jetzt im Beispiel davon aus, dass Sie sich ein monatliches Budget in Höhe von 2.500 Euro wünschen. Das bedeutet, dass Sie zwischen Ihrem 57. und dem 67. Lebensjahr eine Kapitalsumme von exakt 300.000 Euro zur Verfügung haben müssen, aus der Sie dann eine monatliche Rente von 2.500 Euro entnehmen können.
Wie hoch ist meine Versorgungslücke ab 67 Jahren?
Ab dem 67. Lebensjahr wird Ihnen – falls vorhanden – erstmals die gesetzliche Rente ausgezahlt. Die Differenz zwischen Ihrem gewünschten Budget, also im Beispielfall den 2.500 Euro, und der gesetzlichen Rente (nebst Betriebsrenten) ist dann die Versorgungslücke. Für die spätere Kalkulation nehmen wir an, dass Sie ab Ihrem 67. Lebensjahr eine gesetzliche Rente in Höhe von 1.500 Euro erhalten werden. Eine Betriebsrente existiert nicht. Das bedeutet, dass Ihre monatliche Versorgungslücke ausgehend von den gewünschten 2.500 Euro Einnahmen pro Monat bei 1.000 Euro liegen würde.
Welche Kapitalsumme Sie benötigen, um diese Lücke durch den Vermögensaufbau zu schließen, hängt davon ab, bis wann diese private Altersvorsorge reichen soll. Im Gegensatz zur gesetzlichen Rente, bei der es sich um eine Leibrente handelt, endet natürlich das zuvor angesparte Kapital irgendwann. Für die spätere Kalkulation rechnen wir so, dass Ihr angespartes Kapital mit der entsprechenden Verrentung bis zu Ihrem 85. Lebensjahr reichen soll, also ab Beginn des Rentenalters für 18 Jahre. Daraus ergibt sich, dass Sie eine Kapitalsumme in Höhe von 216.000 Euro benötigen. Insgesamt brauchen Sie also 516.000 Euro.
Wie viele Jahre kann ich ansparen?
Sie wissen nun, welchen Kapitalbetrag Sie insgesamt zu Ihrem 57. Lebensjahr mindestens zur Verfügung haben müssen, wenn Sie zehn Jahre früher in den Ruhestand gehen wollen. Welcher monatliche Sparbeitrag dafür notwendig ist, hängt nun davon ab, welchen Zeitraum Sie noch ansparen können. Für unsere Kalkulation nehmen wir an, dass Sie aktuell 37 Jahre alt sind. Dementsprechend hätten Sie noch 20 Jahre Zeit, um ausreichend Vermögen aufzubauen, damit Sie tatsächlich zehn Jahre eher in Rente gehen können.
Welche Rendite hat der Sparvertrag?
Ein zweiter Faktor wirkt sich ebenfalls darauf aus, welche monatliche Rate Sie ab jetzt zahlen müssen, um Ihr gesteckte Ziel zu erreichen. Um einen Vermögensaufbau kommen Sie nicht herum, es sei denn, Sie erwarten ausreichend hohe Geldeingänge, zum Beispiel aus einer Erbschaft oder einem Immobilienverkauf. Davon gehen wir allerdings in unserer Kalkulation nicht aus. Sie haben dementsprechend die Aufgabe, sich für einen entsprechenden Sparvertrag zu entscheiden. Hier sollten Sie vor allem auf die Rendite achten, die bei den üblichen Ansparformen momentan etwa folgt aussieht:
- Banksparplan: ca. 1,5 bis 2 %
- Klassische private Rentenversicherung: ca. 2,5 bis 3 %
- Fondsgebundene Rentenversicherung: ca. 3 bis 4,5 %
- Kapitallebensversicherung: ca. 2,5 bis 4 %
- Fondssparplan: ca. 6 bis 7 %
- ETF-Sparplan: ca. 6 bis 8 %
- Aktiensparplan: ca. 6 bis 8 %
Wie Sie an dieser Auflistung erkennen, können sich die Sparverträge im Hinblick auf die Rendite erheblich voneinander unterscheiden. Wir empfehlen momentan einen ETF-Sparplan, da dieser auf lange Sicht hin mit die besten Renditen liefert. Für unsere anschließende Kalkulation rechnen wir deshalb mit einer jährlichen Rendite in Höhe von sehr realistischen 6,8 Prozent.
Alle Daten und Zahlen vorhanden – die Beispielkalkulation
Jetzt wird es spannend! Wir haben alle notwendigen Daten und Zahlen gesammelt, damit wir errechnen können, wie hoch ab jetzt Ihre monatliche Sparrate sein müsste, damit Sie Ihr gestecktes Ziel, nämlich den Vorruhestand mit 57 Jahren, erreichen können. Daher fassen wir die entsprechenden Zwischenergebnisse noch einmal zusammen:
- Monatliche Einnahmen ab 57 Jahren: 2.500 Euro
- Benötigte Kapitalsumme bis zum 85. Lebensjahr: 516.000 Euro
- Anspardauer: 20 Jahre
- Rendite des Sparvertrages: 6,8 %
- Monatliche Sparrate: 1.033 Euro
Sie wissen nun, dass Sie mindestens 516.000 Euro ansparen müssen, damit Sie tatsächlich mit 57 Jahren zehn Jahre früher in den Ruhestand gehen und über Ihr gewünschtes Budget in Höhe von monatlich 2.500 Euro verfügen können. In vielen Fällen wird es so sein, dass die errechnete Sparrate nicht realistisch ist, weil Sie einfach nicht jeden Monat so viel Geld zur Seite legen können. Dann gibt es natürlich noch die Möglichkeit, entweder Ihr im Alter gewünschtes Budget zu reduzieren oder statt zehn Jahre vielleicht nur fünf Jahre früher in den Ruhestand einzutreten. Dann ist es eventuell mit Disziplin und Willen möglich, dass Sie sich tatsächlich einen Traum vom frühzeitigen Ruhestand erfüllen können.