Lange Zeit haben viele Verbraucher in Deutschland nicht so recht eingesehen, warum sie neben der später zu erwartenden gesetzlichen Rente privat etwas für die Altersvorsorge tun sollten. Mittlerweile hat sich das Denken glücklicherweise verändert, denn immer mehr Menschen erkennen die Wichtigkeit einer private Vorsorge.
Manche Verbraucher meinen allerdings nach wie vor, dass es doch die gesetzliche Rente später im Alter gibt und es deswegen nicht erforderlich wäre, zusätzlich privat zu sparen. Wir möchten uns daher im folgenden Beitrag damit beschäftigen, warum der Aufbau einer privaten Altersvorsorge für die meisten Bürger dringend zu empfehlen ist.
Welche Altersvorsorge gibt es in Deutschland?
In Deutschland gibt es im Rahmen der Altersvorsorge das sogenannte Drei-Schichten-Modell, welches früher auch unter der Bezeichnung Drei-Säulen-Modell bekannt gewesen ist. Die entsprechenden drei Schichten bzw. Säulen bestehen dabei aus den folgenden Komponenten:
- Gesetzliche Rente
- Betriebsrente
- Private Altersvorsorge
Die nach wie vor tragende Säule des Rentenversicherungssystems in Deutschland ist die gesetzliche Rentenversicherung. Eine gesetzliche Rente erhalten allerdings nur diejenigen Menschen, die zuvor während ihres Arbeitslebens auch in die gesetzliche Rentenkasse eingezahlt haben. Dabei handelt es sich in aller Regel um alle abhängig Beschäftigten. Die meisten Freiberufler und Selbstständigen hingegen werden später nichts aus der Rentenkasse erhalten, wenn sie nicht freiwillig eingezahlt haben.
Trotzdem ist die private Altersvorsorge nicht nur Selbstständigen und Freiberuflern zu empfehlen, denn auch bei abhängig Beschäftigten existiert meistens im Rentenalter einer erheblichen Versorgungslücke. Diese kann im Grunde nur mit der Privatvorsorge geschlossen werden, denn die gesetzlichen Rente beläuft sich schon heute nur noch auf etwa 66 Prozent und wird nach Ansicht vieler Experten weiter absinken in den nächsten Jahrzehnten.
Was ist die Versorgungslücke und wie ermittle ich sie?
Der wesentliche Grund dafür, dass Experten nahezu allen Bürgern den rechtzeitigen Aufbau einer privaten Altersvorsorge empfehlen, ist die im Rentenalter entstehende Versorgungslücke. Doch worum genau handelt es sich dabei eigentlich? Die Versorgungslücke lässt sich relativ einfach ermitteln, nämlich nach dem folgenden Schema:
Gewünschtes Monatseinkommen im Rentenalter
– gesetzliche Rente
– Betriebsrente
= Versorgungslücke
Lassen Sie uns dazu ein Beispiel aufführen. Nehmen wir an, dass Sie gerne im Rentenalter, also ab Ihrem 67. Lebensjahr, über monatlich insgesamt 2.500 Euro verfügen möchten. Dies entspricht ungefähr Ihrem aktuellen Nettoeinkommen, welches sich auf 3.000 Euro beläuft. Da einige Kosten im Rentenalter sinken, wie zum Beispiel steuerliche Belastung und Sozialabgaben, würden die 2.500 Euro sogar ungefähr Ihrem aktuellen Nettoeinkommen entsprechen.
Nehmen wir ferner an, dass Sie Ihrer Renteninformationen entnehmen, dass Sie später eine voraussichtliche, monatliche Rente in Höhe von 1.600 Euro erhalten werden. Dabei handelt es sich um die gesetzliche Rente. Zusätzlich verfügen Sie später über eine Betriebsrente, aus der Monat für Monat 300 Euro fließen. In diesem Beispielfall würde sich Ihre Versorgungslücke demnach auf 600 Euro belaufen, wenn Sie von Ihrem gewünschten Budget in Höhe von 2.500 Euro die gesetzliche Rente in Höhe von 1.600 Euro nebst Betriebsrente in Höhe von 300 Euro subtrahieren. Sie müssen demzufolge eine private Altersvorsorge aufbauen, aus der Sie monatlich 600 Euro entnehmen können.
Was passiert ohne private Altersvorsorge?
Für die meisten Bundesbürger ist eine private Altersvorsorge unabdingbar, weil nur durch die gesetzliche Rente und einer eventuellen Betriebsrente für gewöhnlich der bis dato erworbenen Lebensstandard nicht gehalten werden kann. Ausnahme sind nur diejenigen Bürger, die eine sehr hohe gesetzliche Rente nebst eventueller Betriebsrenten erwarten können, sodass im Prinzip nur eine geringe Versorgungslücke entsteht.
Für die meisten Menschen jedoch würde der Verzicht auf eine private Altersvorsorge bedeuten, dass sie sich im Rentenalter einschränken müssen. Das kann dazu führen, dass zum Beispiel folgende Ausgaben und Aktivitäten nicht mehr oder zumindest nicht mehr in dem gewohnten Umfang möglich sind:
- Freizeitaktivitäten / Hobby / Vereine
- Urlaubsreisen
- Flexible Mobilität
Im schlimmsten Fall kann es sogar sein, dass Sie sich Ihre aktuelle Wohnung zur Miete nicht mehr leisten können, sodass Sie vielleicht in eine kleinere Wohnung umziehen müssen. Dass die gesetzliche Rente alleine schnell nicht mehr ausreichen kann, erleben leider momentan einige Rentner und Rentnerinnen. Hier schlägt die Inflation gepaart mit den explodierenden Gaspreisen deutlich negativ ein, sodass mittlerweile immer mehr ältere Menschen sprichwörtlich jeden Euro zweimal umdrehen müssen. Wenn Sie solche Existenzängste und einen eingeschränkten Lebensstandard verhindern möchten, kommen Sie faktisch nicht um eine private Altersvorsorge herum.
Wie baue ich meine private Altersvorsorge gezielt auf?
Es ist bereits ein wichtiger Schritt, wenn Sie erkannt haben, dass Sie eine private Altersvorsorge aufbauen sollten. Wenn Ihnen bereits ein gewisser Kapitalbetrag zur Verfügung steht, dann gibt es am Markt eine Reihe von Anlageformen, die Sie entsprechend nutzen können. Dazu zählen zum Beispiel:
- Aktien
- Investmentfonds
- Anleihen
- Fest- und Tagesgelder
- Sachwertanlagen wie Edelmetalle
Die meisten Menschen beginnen allerdings nach und nach mit dem Aufbau einer privaten Altersvorsorge, indem sie zum Beispiel monatlich 300 Euro zurücklegen. In diesem Fall können Sie im Grunde alle zuvor aufgeführten Anlageformen ebenfalls nutzen, dann allerdings in Form eines entsprechenden Sparplans. Im Hinblick auf die Rendite sind momentan insbesondere die folgenden Sparverträge interessant, wenn es um den Aufbau einer privaten Altersvorsorge geht:
- Fondsgebundene Rentenversicherung
- Aktiensparplan
- Edelmetallsparplan
- Fondssparplan
- ETF-Sparplan
Bausparvertrag, Banksparplan, konventionelle private Rentenversicherung und Kapitallebensversicherung sind nur noch sehr eingeschränkt empfehlenswert. Der Grund ist bei allen Vertragsformen, dass die Rendite inzwischen auf einem relativ geringen Niveau angekommen ist. Bei Aktien- oder Fondssparplänen erzielen Sie hingegen nach wie vor Durchschnittsrenditen zwischen vier bis sieben Prozent im Jahr.
Riester-Förderung besonders für Familien mit Kindern interessant
Wenn es um das Thema private Altersvorsorge geht, sollten Sie stets an eine mögliche Förderung denken. Besonders für Familien mit Kindern ist in dem Zusammenhang die Riester-Rente äußerst interessant, vor allem aufgrund der nach wie vor sehr guten Zulagenrendite. Als vierköpfige Familie erhalten Sie immerhin bis zu 950 Euro im Jahr für Jahr vom Staat geschenkt und können diese mit in Ihre private Altersvorsorge einfließen lassen.
Neben der Riester-Rente gibt es eventuell noch weitere Fördermöglichkeiten, wenn Sie über ein eher geringes bis durchschnittliches Einkommen verfügen. Damit gemeint sind insbesondere auf der einen Seite die Wohnungsbauprämie und auf der einen Seite die Arbeitnehmersparzulage, die mit einem Vertrag über vermögenswirksamen Leistungen gekoppelt ist. In jedem Fall sollten Sie sich generell mit dem Thema Förderungen beschäftigen, bevor Sie mit dem Aufbau einer privaten Altersvorsorge beginnen.
Über wie viel Kapital kann ich später verfügen?
Lassen Sie uns zum Abschluss des Beitrags eine Beispielrechnung durchführen, damit Sie eine Vorstellung haben, welchen Kapitalbetrag Sie später haben, wenn Sie zum Beispiel monatlich 250 Euro in einen Sparvertrag einzahlen. Wenn Sie eine solche Einzahlung über einen Zeitraum von beispielsweise 35 Jahren vornehmen und sich die Rendite im Durchschnitt auf 6,3 Prozent beläuft, hätten Sie beim Eintritt ins Rentenalter ein Gesamtbetrag von staatlichen knapp 370.000 Euro zur Verfügung. Diesen könnten Sie dann in Form eines Auszahlplans nutzen, sodass Sie sich zum Beispiel über einen Zeitraum von 15 Jahren hinweg monatlich über 2.000 Euro auszahlen lassen könnten.